Profi-Grafikkarten sind teure Consumer-Karten / Hardware-Denkfehler Nr. 2

denkfehler

Letzte Woche haben wir uns hier an dieser Stelle mit Denkfehler Nr. 1 beschäftigt: Externe Geräte sind genau so leistungsfähig wie interne. Heute folgt Denkfehler Nummer 2:

Denkfehler: “Profi-Grafikkarten sind teure Consumer-Karten”

Das stimmt so nur auf den ersten Blick. Die Grafik-Chips sind miteinander verwandt und werden auf die gleiche Art gefertigt. Die Unterschiede liegen wie so oft im Detail. Beide Arten haben ihre Daseins-Berechtigung und sind auch innerhalb der Sparte qualitativ hochwertig. Aber die Unterteilung in Consumer und Profi hat halt teilweise ganz andere Anforderungen für die Karten die entwickelt und getestet werden. Genau darauf ist zu achten.

  • Professionelle Grafikkarten sind beispielsweise für höchste Qualität und Detailgenauigkeit optimiert, um beispielsweise 100% korrekte CAD-Berechnungen zu ermöglichen. Außerdem sind solche Karten langlebig und für 24h x 7 Tage x 3 Jahre ausgelegt unter VOLLlast.
  • Consumer-Grafikkarten sind hingegen auf hohe Frameraten optimiert, um bspw. 3D-Spiele flüssig darstellen zu können. Pixelfehler fallen hier nicht auf. Meist werden diese Karten weniger als 1 Jahr produziert und sind dann nicht mehr verfügbar.

Das führt dazu, dass 3D-Spiele oftmals mit den teuren Profi-Karten gar nicht so gut oder besser laufen, als mit Consumer-Geräten. Das lässt erstmal die Vermutung zu, dass der Unterschied doch nur der Preis ist. Nein, es geht ausschließlich um die Anforderungen die solch eine Karte bewältigen muss.

Ausschließlich professionelle Grafikkarten bieten doppelte Genauigkeit bei Berechnungen, eine Farbtiefe von bis zu 32 Bit pro Kanal, mehr maximalen Arbeitsspeicher sowie optimierte Treiberunterstützung. Des Weiteren sind sie für den 24h x 7-Tage Dauerbetrieb (mindestens auf 3 Jahre) ausgelegt und sind langlebiger als Consumer-Karten. Diese würde bei der Dauerbelastung deutlich früher einbrechen.

Hinzu kommt, eine GeForce-Karte beispielsweise hat einen Produktlebenszyklus von ca. 8-9 Monaten. Brennt euch so eine Grafikkarte durch, ist es schwierig, genau die gleiche Karte als Ersatz zu bekommen, da hier schon längst das Nachfolgemodell auf dem Markt ist. Profi-Grafikkarten haben in der Regel einen deutlich längeren Produktlebenszyklus.

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Sind Consumer-Grafikkarten im 3D-Bereich sinnvoll?

Klar! Wir bekommen immer wieder Anfragen für Rechner mit Consumer-Grafikkarten. Diese sind auch völlig okay. Der große Unterschied muss sich halt bewusst gemacht werden, dass es um kleine Rechen-Fehler geht. Beispielsweise für normale Animationen und Visualisierungen fallen kleine Pixelfehler nicht so sehr ins Gewicht wie bei CAD-Konstruktionen.

Nehmen wir das Beispiel eines Flugzeuges: Bei der Visualisierung oder Animation eines Flugzeuges sind Pixelfehler oder kleine Ungenauigkeiten verzeihlich, bei der CAD-Konstruktion jedoch kommt es auf höchste Detailgenauigkeit an, da im nachgelagerten Fertigungsprozess kein Raum für Fehler ist. Genau diese Qualität macht ein Flugzeug auch so teuer. Das Risiko einer Fehlkonstruktion, auch nur im kleinsten ist enorm und der Einsatz von Profi-Hardware ist absolute Notwendigkeit, damit hier nachhaltig richtig gerechnet wird. Hier können die Kosten eines solchen Fehlers schnell das vielfache des Preisunterschiedes zu einer Profi-Grafikkarte erreichen. Nur diese bietet höchste Genauigkeit bei CAD-Berechnungen.

Ein weiteres Beispiel: Das Risiko bei der Berechnung eines Animation, die über Tage gerendert wird, ist der Pixelfehler zwar nicht ausschlaggebend, aber die Zuverlässigkeit, dass die Karte auch nach Tagen unter Volllast nicht einbricht. Ein Horror-Szenario, wenn auf dem letzten Metern alles für die Katz war. Die gesparten Euros zur Profi-Karte sind dann nur noch kleine Rand-Notizen.

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Consumer-Grafikkarten sind zum Beispiel:

  • nVIDIA GeForce
  • nVIDIA GeForce GTS und GT
  • nVIDIA Geforce GTX
  • AMD Radeon HD 7000 und HD 8000
  • AMD Radeon R7 und R9

Beispiele für Profi-Grafikkarten:

  • nVIDIA Quadro
  • nVIDIA Tesla GPU
  • nVIDIA NVS

Fazit – Worauf müsst ihr achten!

Überlegt Euch einfach bei der Entscheidung:

  • Welche Fehler-Toleranz braucht ihr bei der Berechnung?
  • Welches Ausfall-Risiko ist verkraftbar?
  • Wenn eine Karte ausfällt, wie viel kostet es, den Prozess neu zu berechnen?
  • Braucht ihr beim Kunden immer die gleiche Hardware (Lebenszyklus von Consumer-Karten)?

All diese Fragen sind am Ende auch im Verhältnis zu dem Preisunterschied zu sehen und können nur individuell beraten und angeboten werden.

Consumer-Grafikkarten eignen sich also durchaus für 3D-Spiele oder Animationen und Visualisierungen. Geht es jedoch um exakte Berechnungen mit minimaler Fehler-Toleranz oder dauerhafter Belastung können wir nur die Profi-Grafikkarten empfehlen.

Wenn ihr eine Beratung benötigt, mehr wissen wollt oder nähere Informationen zu einer bestimmten Hardware-Komponente benötigt, dann schreibt uns unter info@software3d.de

Nächste Woche beschäftigen wir uns in unserer Serie mit Hardware-Denkfehler Nr. 3: SSD-Festplatten sind immer schneller.