Die 3D Grafiksoftware CINEMA 4D vom Hersteller Maxon hat in langer Tradition im August 2014, pünktlich zur SIGGRAPH wieder ein neues Release CINEMA 4D R16 angekündigt. Ein genauer Zeitpunkt der Veröffentlichung ist noch nicht bekannt, aber wenn wir uns mal die Vergangenheit ansehen und wirtschaftlich denken, dann wird es nicht mehr lange dauern bis Maxon CINEMA 4D R16 erhältlich ist.
CINEMA 4D ist eines der führenden 3D Visualisierungs-Programme. Besonders beliebt ist es bei Architektur-Visualisierung, im Filmbereich und bekannt für die einfache Bedienung und hohe Stabilität. Seit der Gründung ist der Produktentwicklungszyklus konstant gewesen, so dass wir jedes Jahr eine Erweiterung oder neue Version erleben durften. Ich habe mir das mal zum Anlass genommen mir die Entwicklungsgeschichte, die einzelnen Entwicklungsstufen und die Veröffentlichungen genauer anzusehen und zu sortieren. Dabei wird mir klar, was wir in unserem jahrelangen Umgang mit Maxon auch längst gemerkt haben, nämlich wie aus einer kleinen Idee, einem familiären Umfeld ein weltweiter, umsatzgetriebener Konzern geworden ist und dass nur so jedes Jahr eine neue, kleine Entwicklungsrevolution im umkämpften 3D Markt möglich ist.
Die Entwicklung der Module von CINEMA 4D (bis 2010)
CINEMA 4D R8 – mit modularem Aufbau (2002 – 2010)
Am 25.07.2002 präsentiert Maxon auf der SIGGRAPH in San Antonio das neue CINEMA 4D. Die SIGGRAPH (Special Interest Group on Graphics and Interactive Techniques) ist die größte Messe für Entwickler von Computergrafik-Software und findest seit 1974 jährlich statt. Hier präsentiert Maxon seither die kommende Version von CINEMA 4D.
Das CINEMA 4D R8 ist dabei für Maxon ein Meilenstein. Da nicht jeder Anwender alle Funktionen von CINEMA 4D XL benötigt führt Maxon das Modulare System ein. Das neue System basiert auf dem Einsteigerpaket Cinema 4D R8, das sich durch sieben Module erweitern lässt. Neben Pyrocluster, Net Render, Dynamics und Bodypaint 3D werden unter CINEMA 4D R8 die Module Advanced Render, Thinking Particle und MOCCA eingeführt.
Das CINEMA 4D Modul NET Render
Entwickelt 1999 als Erweiterung mit CINEMA 4D V5 GO Seit 2010 ist es in C4D Broadcast, C4D Visualize und C4D Studio integriert.
Verteiltes Rendern von Animationen im Netzwerk
Bei großen Projekten mit sehr aufwendigen Szenen ist ein Rechner allein meist restlos überfordert, diesen Renderjob in dem vorgegebenen Zeitrahmen zu erledigen.
Mit NET Render können alle zur Verfügung stehenden Rechner, die über ein TCP/IP-Netzwerk miteinander verbunden sind, in den Renderprozess muteinbezogen werden. NET Render verteilt somit die Render-Prozesse auf alle zur Verfügung stehenden Rechner (Clients) im Netzwerk. Optimal ist natürlich der Einsatz einer ganzen Renderfarm oder die Nutzung diverser, schon im Netzwerk angeschlossener Firmenrechner.
Die Texturierungssoftware BodyPaint
Entwickelt 2000 als Standalone-Produkt mit CINEMA 4D V6 XL Seit 2006 ist es in jeder Version von CINEMA 4D fest integriert, bleibt aber auch weiterhin separat als Standalone erhältlich
Mit BodyPaint können Objekte so bemalt werden, wie diese auch erstellt wurden, in der 3. Dimension. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihr 3D-Objekt in die Hand nehmen und direkt von allen Seiten mit Farbe besprühen. Dies ist die Idee, die hinter BodyPaint 3D, der völlig neuen Art der Texturierung steckt. Darüber hinaus ist es Ihnen möglich in mehreren Texturkanälen gleichzeitig zu malen, und dank RayBrush sogar direkt auf dem gerenderten Bild. Mit der Funktion Projection Painting haben wir ein Tool integriert, das ein verzerrungsfreies Malen über komplexe Objekte ermöglicht.
Das CINEMA 4D Modul – PyroCluster
Entwickelt 2001 als Erweiterung von CINEMA 4D V7 XL Seit 2006 ist es in die normale Funktionalität der Module übergegangen.
PyroCluster ist ein mächtiges Werkzeug zur Erstellung von Rauch-, Explosions-, Feuer- und Staubeffekten. Es ist ein partikelbasierender 3D-Shader, der es ermöglicht realistische Effekte darzustellen, die man sonst nur aus Kinofilmen kennt. PyroCluster bedient sich de Partikelsystems von CINEMA 4D und wird von diesem animiert. Lediglich das Aussehen wird von PyroCluster bestimmt. Damit können alle Modifikatoren des Partikelsystems wie Wind, Gravitation, Turbulenz usw. angewendet werden, um den erwünschten Effekt zu erreichen. Das Mischen und Rendern mehrerer volumetrischer Effekte in einer Szene ist eine Technologie, die noch mehr Möglichkeiten in der Effektkombination einräumt.
Smells Like Almonds (SLA)
Smells Like Almonds ist eigentlich kein echtes Modul, dennoch erwähnenswert. Maxon kauft 2001 von bhodiNUT die Shaderbibliothek “Smells Like Almonds” und integriert diese Shader fest in das Programm. Smells Like Almonds bringt mehr Möglichkeiten und Macht über die Materialeinstellungen von Oberflächen. Es beinhaltet sechs 3D Shader, die es Benutzern erlauben komplexe und realistische Oberflächen (Metalle, Holz, rostige und verwitterte Oberflächen etc.) zu erstellen. Es beinhaltet auch einige 2D Shader.
Das CINEMA 4D Modul – Dynamics
Entwickelt 2001 als Erweiterung mit CINEMA 4D V7 XL und ART. Seit 2010 ist es in C4D Studio integriert.
Dynamics ist ein ideales Erweiterungsmodul für die Simulation von Verhaltensweisen dynamischer Körper. Was sonst nur in mühseliger Kleinarbeit oder nur unzureichend realisierbar war, wird mit Dynamics zum Kinderspiel. Alle Berechnungen, die den Bereich Kollision, Reibung und Gravitation betreffen, nimmt Dynamics ab. Darunter fällt sowohl die virtuelle Bowlingbahn, aber auch Soft-Body-Simulationen wie Gummi. Das Mischen und Kollidieren von Rigid- und Soft-Bodies in einer Szene ist selbstverständlich auch möglich.
Durch das „Backen“ einer Simulation kann diese in eine echte Keyframe-Animation umgewandelt werden. Das ermöglicht die Freiheit jedes Bild manuell zu korrigieren, um die Animation den persönlichen Wünschen anzupassen.
Das CINEMA 4D Modul – Advanced Render
Entwickelt 2002 als Erweiterung mit CINEMA 4D Release 8. Seit 2010 ist es (teilweise in C4D Broadcast), in C4D Visualize und C4D Studio integriert.
Inkl. Global Illumination, Caustics, SKY, PyroCluster
Das Advanced Render Modul erweitert die Möglichkeiten des CINEMA 4D Renderers um einige faszinierende Funktionen. Besonders interessant sind diese Funktionen für Anwender, deren Wunsch es ist, möglichst photorealistische Renderings zu erschaffen. Nahezu jeder Bereich bei einem Rendering, bei dem es auf Realismus ankommt, erhält durch Advanced Render noch mehr Echtheit und überzeugende Optik.
Das Modul integriert sich nahtlos in die bereits bekannten Rendervoreinstellungen und ermöglicht so den schnellen Einstieg. Es erweitert den Standard-Renderer um die Funktionen:
– Global Illumination (Radiosity – eine Rendermethode, die eine besonders realistische Beleuchtung liefert)
– Caustics (Lichteffekte durch Brechung an spiegelnden und transparenten Materialien. Caustics und indirekte Beleuchtung tragen dazu bei, die echte Darstellung von Glas, Wasser oder anderen transparenten, lichtbrechenden Materialien zu simulieren.)
– Tiefenunschärfe, Glanzlichter, Glühen und SubPolyDisplacement.
– 2D- und 3D-Wolken, die man sogar selbst an den Himmel malen kann, sowie fantastische Wetter-Szenarien erlauben, das Wetter nach eigenen Wünschen einzustellen.
Das CINEMA 4D Modul – Thinking Particles
Entwickelt 2002 als Erweiterung mit CINEMA 4D Release 8. Seit 2010 ist es in C4D Studio integriert.
Thinking Particles ist ein Partikelsystem auf node-Basis. Mit Thinking Particles können einzelne Partikel oder Partikelgruppen mit vordefinierten Instruktionen versehen werden. In der 3D-Welt kommt solch ein Partikelsystem immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, eine große Anzahl von Objekten zu kontrollieren. Dabei kann es sich z.B. um einen Vogelschwarm, eine Bakterieninvasion oder (besonders in Verbindung mit PyroCluster) um Feuer- und Raucheffekte handeln.
Stellen Sie sich vor, Sie sollen einen Wirbelsturm animieren, der durch eine Wüste fegt. Dafür müssen Millionen von virtuellen Sandkörnchen möglichst realistisch in Bewegung versetzt werden. Damit man das nicht per Hand machen muss gibt es Thinking Particles.
CINEMA 4D hat auch ein integriertes Partikelsystem. Schon hiermit lassen sich erstaunliche Effekte erzielen. Nahezu unendliche Möglichkeiten eröffnen sich jedoch erst mit Thinking Particles, da dieses nodebasiert arbeitet. Einen Node (auf deutsch etwa „Knoten“) kann man sich vorstellen wie eine kleine Maschine, die an einer Seite Daten empfängt, diese dann auf eine bestimmte Weise verarbeitet, und an der anderen Seite die neuen Daten wieder ausgibt oder an andere Nodes weiterreicht.
Das CINEMA 4D Modul – MOCCA
Entwickelt 2002 als Erweiterung mit CINEMA 4D Release 8. Seit 2010 ist es in C4D Studio integriert.
Für Charakter-Animation, inkl. Muskeln und Kleidung 3D-Charakteranimation ist ein komplexes Thema. Es stellt nicht nur spezielle Anforderungen an die Software, sondern auch an den Animator. Einen Charakter, der sich irgendwie bewegt, kann fast jeder in kurzer Zeit erstellen. Eine überzeugende Charakteranimation zu schaffen, erfordert dagegen schon etwas mehr Arbeit. Der Animator benötigt das theoretische Grundwissen, um überhaupt beurteilen zu können, was eine gute Animation von einer schlechten unterscheidet.
Das CINEMA 4D Modul – Sketch & Toon
Entwickelt 2003 als Erweiterung mit CINEMA 4D Release 8.5 Seit 2010 ist es in C4D Visualize und C4D Studio integriert.
Sketch and Toon zählt zu der Familie der NPRs. Dieses Kürzel steht für „Non-photorealistic Renderer“ und bedeutet nichts anderes, als dass es nicht Ziel des Renderers ist, möglichst realistische Bilder zu erzeugen, sondern genau das Gegenteil: Bilder, die aussehen, als ob sie mit Hilfe von „traditionellen“ Techniken entstanden sind. Soll Ihre Szene aussehen wie eine technische Blaupause? Oder lieber wie ein lockeres Bleistift-Scribble? Wollen Sie Ihrer Charakteranimation die Anmutung eines klassischen Zeichentrickfilms verpassen? Mit Sketch and Toon ist die Erzeugung solcher „Looks“ kein Problem.
Das CINEMA 4D Modul MoGraph
Entwickelt 2003 als Erweiterung mit CINEMA 4D R 9.5 Seit 2010 ist es in C4D Broadcast und C4D Studio integriert.
2010 – Artikel zu MoGraph
Erzeugt atemberaubende 3D-Motion-Graphics. Das MoGraph Modul ist im Wesentlichen dazu geeignet jederlei geometrische Grundformen oder Objekte zu klonen, um sie dann durch zahlreiche Effektoren zu kontrollieren. So können z.B. große Objekte, die ja in der Regel aus mehreren kleinen Objekten bestehen, explodieren, sich verformen oder auch in die Form eines anderen Objektes morphen. Durch die vielen verschiedenen Bewegungsoptionen erzeugt man mit minimalem Aufwand ansprechende Animationen in Rekordzeit. Animation-Keys werden fast nie benötigt, da Eigenschaften wie Verzögerung, Rauschen oder Sound bereits von sich aus animiert sind.
Andere Anwendungsmöglichkeiten wären, dass viele kleine Objekte durch Ausrichtung auf ein Zielobjekt kontrolliert werden oder eine aus Objekten bestehende Fläche über einen eingeladenen Shader ihre Form ändert. Oder stellen Sie sich vor, dass Kugeln aus dem Nichts angeflogen kommen, um sich dann zu einem Schriftzug zu formieren. Die zahlreichen Möglichkeiten von MoGraph sind schwer in Worte zu fassen und haben so viel kreativen Spielraum, dass es unmöglich ist, hier auch nur annähernd alle zu nennen. Aber dafür gibt es ja auch Filme, z.B. von Aixsponza NoKeyframe
Das CINEMA 4D Modul HAIR
Entwickelt 2005 als Erweiterung mit CINEMA 4D Release 9.6 Seit 2010 ist es in C4D Studio integriert.
HAIR ist ein mächtiges Tool zur Erstellung diverser Haar- und Fellarten. Darüber hinaus können Sie mit HAIR auch Federn anfertigen oder das Modul für die Generierung und Animation von Gras, Anemonen etc. zweckendfremden.
Der Einstieg in HAIR ist relativ einfach, es werden sehr schnell Ergebnisse erreicht. Dennoch ist dieses Modul unschlagbar vielseitig und umfangreich, so dass dem ambitionierten 3D Coiffeur keine Wünsche offen bleiben.