Sie haben es wieder gemacht. Unsere Freunde von Aixsponza haben für Ihren Kunden Infiniti RedBull Racing (Media House) wieder einen genialen 3D-Film zum Formel-1-Start gebracht. Wir haben Matthias Zabiegly, den ‘Head of 3D-Production’ zur Produktion befragt und wir bekommen einen kleinen Einblick ins Making-Of des Films und auch 3D-Scan (Photogrammetrie) ist wieder ein Thema.
Diesmal erinnert die Animation etwas an die Transformer-Filme. In Zusammenarbeit mit ‘Peter Clausen Filmproduktion’ welche die direkte Koordination mit RedBull machen entstand eine beeindruckende Visualisierung der technischen Änderungen und neuen Regeln in der Formel1 Saison 2014. Dabei wird auch der neue Fahrer Daniel Ricciardo vorgestellt. Zusammen mit Sebastian Vettel wird ein tieferer Einblick in die Funktionsweise des neuen Formel1-Rennwagens gewährt. Im direkten Vergleich des Rennwagens von Sebastian Vettel RB9 (“Hungry Heidi”) aus der letzen Saison werden die Auswirkungen der Regeländerungen am neuen RB10 von Daniel Ricciardo animiert. Auch wenn bisher die echte Technik noch nicht so optimal läuft wie der Film es zeigt, freuen wir uns über dieses kleine Meisterwerk!
Ich habe mit unserem Freund Matthias Zabiegly über die aktuelle Produktion gesprochen. Matthias hatte als “Head of 3D-Production” bei diesen Film die 3D-Aufsicht. Wer ihn noch nicht kennt, Matthias ist ein sympathischer 3D-Allround-Artist und arbeitet seit 2007 bei Aixsponza. 2011 war er bei unserem faszination3D-Event als Speaker am Hockenheimring dabei (CINEMA4D – PolePosition Experience). Eines der letzten bekannten Projekte war die Animation für “RedBull Stratos” im letzten Jahr, mit dem unglaublichen Absprung von Felix Baumgärtner aus der Stratosphäre. Eigentlich entsteht ja jedes Jahr eine Animation für RedBull Racing und das Aixsponza-Team ist mittlerweile sehr eingespielt und hat sich das Vertrauen von RedBull verdient.
Making-Of ‘RedBull transforming Formula1’
Im Storyboard wird von einem CloseUp von Vettel und Ricciardo in ihren Helmen gesprochen. Dazu hat Aixsponza 3D-PhotoScans beider Piloten gemacht. Optimal dazu ist Agisoft PhotoScan geeignet. Das war ganz einfach:
Von allen Seiten abfotographiert, dann in PhotoScan rein, da kommt ein 2mio Polygon Batzen raus. Dann retopogolisiert und die von mitte, links, rechts gefilmten und stabiliesierten Texturen drauf gemapped. Dann hast du nen 3d Kopf bei dem sich Augen und Mimik über die animierte Textur bewegen.
Obwohl Personen-Scans mit einer Kamera immer etwas fehleranfällig sind, weil ja immer eine kleine Bewegung da ist, war das hier kein Problem.
Das sind doch durchtrainierte Leistungssportler, die sitzen total ruhig. Außerdem war hinten ne Kopfstütze wo sie sich anlehnen konnten. So kleine Ungenauigkeiten sind auch nicht so wichtig. Der Eindruck vom Gesicht so hinter dem halb getönten Visier kommt eh zu 90% von den Texturen. Solange die Nase einigermaßen auf die Nase passt kann man da eine klein wenig ungenaue Geometrie verschmerzen und auch in ZBrush dann noch so hin biegen, dass sie wieder auf die Textur Nase passt
Zusätzlich wurden 3 Kameras benutzt, um die Texturen ihrer Gesichter zu erfassen.
Für einige Shots wurden Effekte wie Rauch und Feuer benötigt. Diese wurden mit “Turbulence for CINEMA 4D” simuliert und gerendert. Was sehr schwierig war, war die ganze Geometrie im durchsichtigen Auto zu verwenden. Mit all den Datenmengen gab es schon häufig mal die Meldung, dass mehr Arbeitsspeicher benötigt wird 😉
Interview mit Matthias Zabiegly als ‘Head of 3D-Production”
Das aktuelle Werk ‘RedBull transforming Formula1’
software3D: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Film! Als “Head of 3D-Production” was ist da genau deine Aufgabe? Matthias Zabiegly – Head of 3D koordiniert die ganze 3d Produktion, verteilt Aufgaben an die einzelnen Artists, passt auf dass alles auch so gemacht wird das es in die Assets reinpasst, alle Dateien gut gepflegt weiter geführt werden und allgemein kein Chaos entsteht. Ich bin Ansprechpartner bei Fragen zu “wie geht denn das jetzt, warum klick ich hier hin und sieht nicht korrekt aus?”
software3D – Als 3D-Allrounder bist du dafür perfekt geeignet und du hast ja auch schon bei Stratos und anderen Kunden diese Aufgabe (mit anderem Titel) erfüllt. Kannst du trotzdem noch manchmal selbst Hand anlegen? Matthias Zabiegly – Ich hab nicht wirklich viel selbst an 3D mitgearbeitet. Hier und da so kleinere Sachen wie das Rig für die Aufhängung von den Autos oder den Abbau der Benzinduschen und sowas. Eigentlich hab ich geguckt das die 3d Produktion flüssig lief und alle was zu tun hatten und am Schluss dann alles zusammen gepasst hat.
software3D – Das klingt nach jeder Menge Arbeit. Die Zusammenarbeit mit RedBull geht ja nun schon sehr lange. Ist das Team mittlerweile so eingespielt, dass es kaum noch Probleme gibt, oder wo liegen die Herausforderungen? Matthias Zabiegly – Der erste Film für RedBull war 2008 und seitdem haben wir ja jedes Jahr was neues gemacht. Das läuft eigentlich echt super, gerade auch mit Peter Clausen Filmproduktion, was unser direkter Kunde ist. Er spricht dann mit den RedBull Leuten. Aber das ist alles OK. Weil RedBull halt auch weiß, dass wir deren enorm hohen Qualitätsanforderungen erfüllen und damit auch mal ein bisschen mehr Freiheiten haben können. Das ist in der Produktion sehr wichtig und funktioniert wunderbar mit RedBull Media House.
software3D – Das ist toll, wenn der Verhältnis so professionell abläuft. Aber komm schon, was war der schwierigste Teil bei der Produktion? Matthias Zabiegly – Das Schwierigste war mit Sicherheit die Aufbereitung der Auto Assets mit den ganzen technischen Interiour. Wir haben kein komplettes CAD Auto bekommen das man “einfach” nur exportieren hätte können. Die technischen Dinge sind aus ganz viel selber gebauter Teile.
software3D – Ihr konstruiert die Teile selbst? Zum einen ist es ja klar, wegen strengster Geheimhaltung, zum anderen woher wisst ihr wie es aussehen sollte und wie passt das dann so genau, dass es dem Kunden gefällt? Matthias Zabiegly – Bei den selbstgebauten Teilen heißt es raten und Bilder aus alten Saisons anschauen. Da gibts Internetrecherche, es gibt auch dicke highgloss Bücher über Formel1 Technik die sich Nerds kaufen die da voll einsteigen … und wir 🙂 Ansonsten ist aber überlegen angesagt wie das funktionieren könnte und einfach auch raten. Was ja auch der Sinn von dem ganzen ist, dass wir das so bauen das es “echt” aussieht, aber nicht “echt” ist, um da keine Konstruktionsgeheimnisse aus dem Film rauslesen zu können wenn wir die echten CAD Daten hätten. So sind das jetzt alles so semi-realistische Teile, die aber Ferrari oder Mercedes oder so nichts verraten wenn die den Film anschauen.
software3D – Das ist ja beeindruckend. Wie setzt sich denn dann der Rennwagen zusammen? Matthias Zabiegly – Die Aufhängung vorne z.B. kommt aus nem 8 Jahre alten RB2, der 8 Zylinder Motor ist aus nem drei Jahre alten RB7, den Tank gabs gar nicht, genauso wie den V6 Motor und die Getriebegehäuse für beide Autos. Allgemein mussten wir alles so hinfummeln, dass es nach funktionierenden Auto aussieht. Zusammen mit doch krassen Polygon und Texturmengen wurde dann der RAM zum Rendern auch relativ eng.
software3D – Wie läuft denn dann die Abnahme des Ganzen, wenn die Teile eigentlich gar nicht echt sind? Matthias Zabiegly – Abnahmen gibts für Einzelteile eigentlich keine. Wir haben Renderings vom ganzen Auto an RedBull geschickt und dann auch was man in der Animation sehen kann. Da kamen so an sich auch gar keine Änderungswünsche zurück. War erstaunlicherweise alles aufs erste mal cool!
software3D – Gratulation, das ist ja genial und zeigt auch Euer standing. Das kommt sicher auch nur selten vor! Bei all den Jahren für RedBull Racing. Wie fit bist du mittlerweile selbst in dem technischen Verständnis der Autos? Matthias Zabiegly – Ich glaub ich könnt ne KFZ Werkstatt aufmachen 🙂
software3D – *haha* Wie lange habt ihr denn daran gearbeitet. Matthias Zabiegly – Produktionszeit war ein Vierteljahr so grob überschlagen.
software3D – Kommen wir mal zu Zahlen-Daten-Fakten. Wie lange war denn die Renderzeit und welche Hardware benutzt ihr dafür? Matthias Zabiegly – Renderzeit ist ja immer schwierig. Wir haben 40-core Renderblades in der Farm stehen. Auf denen war die durchschnittliche Renderzeit für einen HD Frame knapp über ne Stunde. RAM war zwischen 30 und 60 Gb irgendwo je nach Szene
software3D – Was ist dein persönlicher Lieblings-Shot im Film? Matthias Zabiegly – Persönlich find ich den Shot am besten wo er bei der DRS Attacke mit aufgeklappten Heckflügel überholt und den Heckflügel wieder zuklappt. Wo man mit langer Brennweite so nen Hügel raufschaut und sie kommen auf die Kamera zugefahren relativ am Ende vom Film. Das find ich von Kamera und Animation und Look echt gut gelungen. Bisschen Hitzeflimmern hinterm Auto. RedBull will alles eher immer schärfer als unscharf – Daher ist es so wenig DOF und MotionBlur wie man gerade noch vertreten kann.
software3D – Welcher Shot war am schwierigsten zu bewältigen? Matthias Zabiegly – Tricky waren alle Shots wo sich viel transformiert und auf und abbaut, einfach weil da viel Animationsarbeit drin steckt und das Rendering auch nicht so easy war mit soviel Deformationen und ein/ausblenden. Da ging der Motionblur gern mal schief in Einzelframes weil wir da nen vray Bug entdeckt hatten. Bis man sowas mal auskaspert woran das liegt – das kann dauern.
software3D – Was war das denn für ein V-Ray Bug? Matthias Zabiegly – wenn man mit 3d motionblur rendert in V-Ray for CINEMA 4D darf man in cinema nicht die ‘visible in editor/renderer’ Knöpfe animieren, um Sachen auszublenden. Da muss man zwingend das V-Ray Compositing Tag dafür verwenden. Sonst flippt V-Ray aus beim Motionblur. Weil der dann die Objekte nicht mehr mit exportiert die ausgeblendet sind. Was so ja ganz schlau ist. Aber es ändern sich die Indizes der Objekte und dann blured er auf einmal wild durch die Gegend. Weil der Reifen zum Beispiel bei Frame 50 den Objektindex 2000 hatte und das Lenkrad Objektindex 1999. Wenn du das Lenkrad ausblendest wird der Reifen auf einmal Objektindex1999 und der Motionblur findet die Objekte nicht mehr richtig zusammen
software3D – Klingt zum einen logisch, aber kann auch viel Zeit kosten. Da hast du als ‘Head of 3D-Production’ hoffentlich schnell reagieren können. Matthias Zabiegly – naja, der ein oder andere Pass war schon kaputt. Aber das vray4c4d Team ist ja immer hilfsbereit und zum Glück haben wir auch über einen direktes ‘Rotes-Telefon’ Draht zu denen. Da kommt man relativ schnell auf Lösungen. Es war nicht schlimm als Workaround den Compositing Tag zu nehmen – sitzt aber auch einer zwei Tage dran bis man das rausgefunden hat.
software3D – Du bist ja ein CINEMA4D Artist, aber natürlich braucht eine solche Produktion ein ganzes Tooles an Software. Was kam denn alles zum Einsatz? Matthias Zabiegly – CINEMA4D als Core Programm. V-Ray für CINEMA 4D zum rendern. TurbulenceFD für Rauch und Feuer, Compositing in AfterEffects. Einige Sachen vor allem in der Umgebung der Strecke wurden in Softimage gemodeled einfach weil die Freelancer dafür aus der Softimage Ecke kamen. ZBrush für Sculpting. Photoscan für den 3D-Scan der Köpfe von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo. Rhino, MOI und Siemens NX für den CAD Teil.
software3D – Danke dir für den tiefen Einblick. Was bringt denn die Zukunft? Matthias Zabiegly – Für mich hoffe ich auf solche Jobs wie jetzt. Genau an der richtigen Stelle mit noch 3D selber machen und nicht nur als Producer. Aber schon so viel Leistungsaufgabe, dass ich (Mist)aufgaben abgeben kann. Auf dem Dreh war es auch geil. Als VFX Supervisor Trackingmarker kleben, Kameradaten protokollieren. Da kommt man mal ausm Büro raus, trifft Formel1 Fahrer und hat tolles Catering.
software3D – Head of 3D-Production? Bei RedBull Stratos warst du ‘3D Lead Artist’ aber die Aufgaben waren doch ähnlich, oder? Matthias Zabiegly – Head of 3D hört sich irgendwie noch wichtiger an als Lead 3d oder? Ich glaub schon dass das das Gleiche ist. Wir haben ja hier nicht so die krasse Hierarchie dass sich das große Unterschiede ergeben würde. Die ganzen Titel in der 3d Branche sind ja relativ austauschbar. Ich würd mich dann mal Head of Lead Supervision nennen.
software3D – Danke Dir, wir werden deine Titelsammlung beobachten und ich freue mich schon auf deine nächsten Projekte.