Cinema4D R21 – Das neue Subscription-Modell. Was ist passiert?

Maxon CD R

Bereits am 27.08.2014, also recht genau vor 5 Jahren, haben wir im Blogbeitrag zur Entwicklungsgeschichte von CINEMA 4D geschrieben, wo die Reise wohl hingehen wird. Ein Jahr zuvor zeigten wir mit dem Beitrag zur neuen “Adobe Cloud” was die großen Schritte der Branche sein werden. Zwischendrin, im Jahr 2016, hat auch der 3D-Primus Autodesk Lizenzmodelle umgewandelt und entledigt sich der für Hersteller unbeliebten Kaufversion. Nun im August 2019 ist es soweit, und auch Maxon zieht nach und kündigt ab September radikale Veränderungen an, die wir Ihnen wie immer gern vorstellen wollen und auch wie sie damit noch richtig umgehen können. Wer sich vorher erstmal über die ganzen neuen Features der R21 informieren will findet diese in unserem Blog Beitrag zum Presse Release der CINEMA 4D R21.

Kurze Zusammenfassung des neuen Subscription-Lizenzmodells:

  • Es gibt vermutlich in absehbarer Zukunft keine Kaufversion mehr (unsere Prognose, obwohl aktuell noch eine R21 Kauflizenz angeboten wird)
  • Es gibt dann voraussichtlich früher oder später nur noch Mietmodelle wie bei Adobe oder Autodesk – und wenn man nicht zahlt, hat man nichts mehr in der Hand
  • Es gibt keine Abstufungen mehr zwischen der günstigen Prime oder den Spezialisierungen Broadcast, Visualize und Bodypaint sondern nur noch Alles-oder-Nix im “Cinema4D – Always Online” (entspricht der Studio-Version)
  • Alle bestehenden MSAs werden oder wurden bereits gekündigt (Serviceverträge waren die Vorstufe zur Kundenbindung)
  • Jeder bestehende MSA der noch bis mindestens September 2019 gültig ist (egal welche Version) erhält Cinema4D R21 (entspricht Studio) als permanente Lizenz
maxon r all in one

Cinema4D R21 – günstiger, schneller, einfacher

Im ersten Augeblick lässt sich eigentlich nichts gegen das Modell sagen. Für neue User ist die Preispolitik sogar sehr gut und bestehende Nutzer werden mit Preisangeboten gelockt. Nutzer die im MSA (Servicevertrag) sind, es also schon gewohnt sind regelmäßig zu zahlen bekommen sogar im besten Fall aus ihrer kleinen Version (Prime, Broadcast oder Visualize) ein großes Studio mit der neuen R21.

Unsere Befürchtungen liegen eher darin, dass die Kundenbindung so hoch ist, dass man später nicht mehr frei entscheiden kann, und dann werden sicher entweder die Preise steigen, oder die Entwicklung neuer Features langsamer kommen. So sehen wir es bei anderen Produkten, so ist es wirtschaftlich logisch und die meisten unserer Kunden können mit ständig neuen Features aus der Studio-Version gar nix anfangen.

Cinema4D R21 – Aktiengesellschaften bestimmen den kreativen Weg

Auf der einen Seite

Wie bei Adobe und Autodesk muss man leider ein Blick in die Wirtschaft machen. Maxon ist seit neuestem 100% Tochter der Aktiengesellschaft Nemetschek und da fängt es auch an. Als wir von software3D.de im Jahr 2004 unsere Partnerschaft mit Maxon angefangen haben war es noch eine kleine, sympathische Familie. Nemetschek war damals zwar schon zu 70% beteiligt (seit 2000), aber die 3 Maxon Gründer waren aktiv und steckten viel Leidenschaft in das Produkt. Jeder im Markt nahm die Firma als sympathisch wahr. Das änderte sich in den letzten 10 Jahren: langfristige Mitarbeiter wurden gegangen oder ausgetauscht, die Führung wurde an Autodesk (Ex-Mitarbeiter) angepasst und enge Kooperationen mit Adobe entstanden. Per se keine schlechte Entwicklung, aber eben auch die Ausrichtung und der persönliche Umgang ließen stark nach. Das merken nicht nur wir als Händler an erster Front, sondern auch die Nutzer. Jetzt wo Nemetschek, mit einer Bewertung von 6 Milliarden Euro, komplett über Maxon verfügt ist die Ausrichtung auch klar. Um meinen kleinen Vergleich, der vor 6 Jahren begonnen hat zu unterstreichen, verlassen natürlich die 3 Gründer Uwe Bärtels, Harald Egel und Harald Schneider das Unternehmen und neuer Geschäftsführer (CEO) ist David McGavran, ein bewährter Manager von Adobe natürlich. Was das bedeutet sollte spätestens jetzt klar sein: es geht nur noch um Gewinn und Wachstum für die Aktionäre um jeden Preis und das Modell der kleinen, sympathischen, nahbaren Firma ist weg. Gewinne erwirtschaftet man mit planbarem Umsatz, Kosteneinsparungen und einer guten Marke und diese zu pflegen ist teuer, vor allem wenn man jedes Jahr verkaufen muss. Es ist also an der Zeit die Kuh zu melken, die Kunden zu binden und neue Kunden zu erschließen. Statt mit neuen Features die Verkaufstrommel zu rühren geht man den Weg, alle Kunden fest zu binden und in einem aufgezwungenen Leasingmodell zu fangen.

Auf der anderen Seite

Nun will ich auch nicht unfair sein, der 3D-Markt ist sicher hart auch wenn es überschaubare Player gibt, so sind die Nutzer eben auch endlich. Mit dem neuen Lizenzmodell zielt Maxon sicher auch auf eine breitere Nutzerschicht, die sich im Prinzip nie eine Studio-Version (3.500 €) leisten könnten, nun aber über monatliche Miete die Features nutzen können. Das ist schon ein toller Vorteil, solange das Produkt toll bleibt und entwickelt wird. Außerdem ist auch auch übersichtlicher und vermutlich günstiger, wenn sich Entwickler nur auf ein Produkt (Studio) konzentrieren können und nicht mehr Abstufungen für Visualize, Broadcast, Prime machen müssen. Das ist im Prinzip ja die Fortsetzung der Strategie, als Maxon damals die Module abgeschafft hat. Und schlussendlich gibt es schon seit Jahren eine Art Mietmodell, in Form des MSA und zuletzt auch in den 3- oder 6-monatigen Mietlizenzen. Die neue Ausrichtung ist sogar günstiger, als der MSA. Das ist genauso Teil der Wahrheit, die wir ihnen aufzeigen wollen.

Fakt ist aktuell: Cinema4D ist und bleibt ein geiles 3D-Visualisierungsprogramm und hat eine starke Nutzerschicht. Das Preismodell ist für Neukunden sehr gut, aber wir sehen da eher die wirtschaftlichen Ziele und genau das ist das, was Maxon bisher noch verbergen konnte. Ob womöglich die kreativen DNA des Programms darunter leiden wird, sehen wir in ein paar Jahren.

CINEMA 4D – MIETEN ODER KAUFEN ?!

Wir haben seit 2013 regelmäßig auch heute noch im Büro Anrufe, ob man irgendwo die Photoshop CS6 bekommen kann

Die Gefahr dabei ist, dass der Nutzer völlig vergessen wird. Denn wenn ich als Aktiengesellschaft nur am Gewinn orientiert bin, und meine Kunden durch Knebelverträge fest gebunden sind, wieviel stecke ich dann noch in die Weiterentwicklung neuer Features? Wir haben als Händler schon jetzt sehr oft die Erfahrung, dass unsere Kunden (aus allen Schichten und Anwenderklassen) gar nicht jedes Jahr eine neue Version benötigen, da die neuen Features vielleicht ein wenig Performance bringen oder Spezialfälle lösen, aber unsere Kunden und die meisten CINEMA4D User sind nicht die Filmstudios in Hollywood, sondern bodenständige Artists, die CINEMA4D als Grundhandwerkszeug benutzen, um kleine und mittlere Visualisierungen als täglich-Brot umzusetzen. Viele können auf diesem Weg locker mehrere Versionen überspringen, ohne dass ihnen etwas fehlt.

Bei einem Subscription-Lizenzmodell wird einem die Mündigkeit genommen selbst zu entscheiden, was man möchte und wofür man bezahlt. Vielleicht wird einem sogar eine Arbeitsgrundlage genommen.

Klar ist aber auch, dass es nicht nur schlechtes zu sagen gibt. Mit der Vereinfachung der Lizenzen auf nur noch eine Version spart man nicht nur Entwicklungs- und Marketingkosten, man macht die Lizensierung flexibler. In dem neuen Mietmodell können sie auch nur Monatslizenzen kaufen, wenn sie ein Projekt haben, für das Sie bezahlt werden. Und um ehrlich zu sein, sind die aktuell bekannten Preise auch recht fair für Leute die komplett neu mit Cinema4D anfangen wollen. Zumindest am Anfang, bis dieser harte Brocken verdaut ist, wird Maxon sich also mit fairen Preisen und tollen Entwicklungen darstellen, die sie natürlich nur in der Subscription bekommen und NICHT in der Kaufversion. Das wird sicher zum Marketing genutzt und in 3-5 Jahren, erinnern sich viele Leute nicht mehr daran, dass es jemals was anderes gab und dann kann man die Preise anpassen.

Wir sind auf jeden Fall überzeugt, dass jetzt noch eine einmalige Chance gibt, sich kostengünstig und dauerhaft eine CINEMA4D Lizenz zu kaufen, ohne im Kreis der Dauerschuldverhältnisse zu landen.

Übersicht der neuen Cinema4D Lizenzen!

Und so geht’s…

Und das sind im Grunde die Auswahlmöglichkeiten:

  1. R21 monatlich mit oder ohne Team-Render zum Mietpreis
    1. Cineversity Zugang zu Tutorials und mehr ist enthalten,
    2. Updates mit neuen Features etwa 1-2x pro Jahr
  2. R21 jährlich mit oder ohne Team-Render zum Mietpreis
    1. Cineversity Zugang zu Tutorials und mehr ist enthalten,
    2. Updates mit neuen Features etwa 1-2x pro Jahr
  3. R21 als feste Kauflizenz
    1. unbegrenzte Laufzeit mit allen aktuellen Features zum aktuellen Preishammer, der “Spatz in der Hand”

In der folgenden Übersicht habe ich mal die aktuellen Preise aufgeschlüsselt. Dabei wird klar:

  • dass es sich natürlich lohnt, lieber gleich ein Jahr zu mieten, als nur monatlich (35-40% günstiger)
  • dass der Preis zum Mieten definitiv günstiger ist, als sich eine Studio-Lizenz zu kaufen. Es wird aber ausgeblendet, dass es bisher ja auch günstige Versionen (Prime, Broadcast und Visualize) gab, die ausreichend Features haben für den Alltag eines 3D-Artist.
  • dass nach ein paar Jahren (4) es sich lohnen würde, wenn man eine feste Lizenz hat und nicht mehr dafür zahlen muss. Nachteil ist natürlich dass man in den 4 Jahren auch keine neuen Features hätte, was aber nicht jeder braucht.
  • dass wer jetzt schnell schaltet und handelt ist, noch im August das Preismodell ausnutzen und super günstig eine feste Version erhalten kann, die unbegrenzt läuft.
LaufzeitMonat (brutto)1 Jahr (brutto) – 35-40% gegenüber einzelnen Monaten2 Jahre (brutto)3 Jahre (brutto)4 Jahre (brutto)Unendliche Laufzeit
Cinema4D – Always Online101,14 €713,86 €1.427,71 €2.141,57 € 2.855,43 €unmöglich
Cinema4D – Always Online inkl. Redshift124,94 €999,46 €1.998,91 €2.519,64 €3.997,83 €unmöglich
Cinema4D R21 – Studio3451,- €
Cinema4D Nutzer mit MSAkostenloses Upgrade
Cinema4D R21 – unser einmaliges Angebot im August1799,- € statt 3.451,- €

Cinema4D und Adobe?

Vielleicht dürfen wir weiter spekulieren, was wir auch schon 2013 vermutet hatten: am Ende passt CINEMA 4D nicht nur gut zu Nemetschek, als Bausoftware-Spezialist, sondern fast noch besser zu Adobe. Mit dem neuen CEO (Ex-Adobe Manager) sind auf jeden Fall enge Beziehungen absehbar, und wenn Nemetschek die Gewinne aufhübscht, entwickelt sich dann vielleicht bald eine weitere Übernahme und der Ring um uns zu knechten wird dann bei Adobe weiter geführt.